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Alter Botanische Garten Marburg am Pilgrimstein:

 

eingetragenes Gartendenkmal, grüne Lunge der Altstadt, imposanter Baumgürtel im mittelalterlichen Ortsbild der Oberstadt.

1527 Gründung der Philipps-Universität. Botanischer Garten Euricus Cordus am Glaskopf.

1786 Botanischer Garten Conrad Moench auf der Ketzerbach.

1810 König Jerôme übergibt Teile des Lustgartens 4ha- des Deutschen Ordens südlich der Elisabethkirche, ehemals
Gemüse- und Blumengarten, auch Baumwiese, der Universität Marburg im Tausch gegen den Garten auf der Ketzerbach.

ab 1810   gründet Professor G.W. Wenderoth den Alten Botanischen Garten am Pilgrimstein im "englischen Stil". Es entsteht
die Verbindung von Landschaftsgarten und Wissenschaftsgarten.
Gründungsphase des Gartendenkmals.

1861 beginnt Professor I.W. Albert Wigand mit der Umgestaltung (sog. Wigand-Plan von 1867). Der Garten wird im
Sinne der Lennè- Meyerschen Schule umgestaltet. Bei der Neuordnung des Wissenschaftsgartens werden
geographische Quartiere besonders für Bäume angelegt.

1977 Verlegung der "Systematischen Botanik" in den neuen Botanischen Garten auf den Lahnbergen. Der
Denkmalcharakter des nun Alten Botanischen Gartens tritt stärker hervor.

Mangelnde angemessene Baumpflege
im Alten Botanischen Garten Marburg, fehlende entsprechende Nachpflanzung für gestürzte oder gefällte
Bäume und das Nichtvorhandensein eines Parkpflegewerks für das Gartendenkmal werden von dem
Bürgern bemerkt.

1993 Der Arbeitskreis Dörfliche Kultur e.V. engagiert sich und hilft bei der Gründung des Freundeskreises Alter Botanischer
Garten Marburg.

Freundeskreis Alter Botanischer Garten Marburg
Mainzer Gasse 34, 35037 Marburg
(B.Kaufmann)
Kto. 1018045458 BLZ 53350000
Sparkasse Marburg- Biedenkopf

Christiane Kurmeier- Beschle

1994 Bestätigung der Denkmalfachbehörde:
Alter Botanischer Garten ist eingetragenes Kulturdenkmal.
Der Erlaß vom 09.08.1988 der Hessischen Landesregierung fordert Parkpflegewerke für Gartendenkmäler.
Die beiden Vereine bieten Finanzierung des von ihren Fachleuten eingereichten Angebotes an- zuletzt am
05.11.1997.

1997 Die beiden Vereine bringen im Langewiesche- Verlag das Blaue Buch "Der Alte Botanische Garten in Marburg
an der Lahn heraus".

1998 Der neue Gartenplan von Horst Becker ist fertig.

1999 Die beiden Vereine geben nach Aufforderung durch die Universität das Parkpflegewerk in Auftrag

2001 und finanzieren es.
Die Denkmalfachbehörden erkennen das Parkpflegewerk an.
Es wird dem Land Hessen, der Universität und ca 50 Bibliotheken in Deutschland überreicht.
Jedoch hat die Universität es bis heute nicht anerkannt, plant den Bau von breiteren Wegen...
Bürger müssen immer noch Unterschriften sammeln gegen Baumfällungen, für die Pflege des Garten-
denkmalbestandes, für die Nachzucht gefährdeter Bäume und Pflanzung am historischen Ort.

 

Dieter Hennebo 1991:

"Keine Kunst- und Denkmalkategorie hat im Laufe der Geschichte immer wieder so große Verluste erlitten wie die Gartenkunst. Allenthalben wurden überkommene Gärten und Parkanlagen, Alleen, Platzbepflanzungen... anderen vermeintlich dringenderen Verwendungszwecken geopfert. Noch heute sieht man in den meisten ihrer historischen Form entwachsenen Gärten... zunächst Landreserve und Verfügungsraum für die Expansion aktueller Bedürfnisse."

Aus der Zeitschrift "Rund um den Schwanenturm" Heft 16 1992

Ziel der Bürgerarbeit:

Anerkennung des Gartens -Wissenschaft+ Kunstwerk

 

Der Alte Botanische Garten Marburg gehört wie die Klever Gärten zum europäischen Kulturellen Erbe- ein unverzichtbares Erbe, das künftigen Generationen weiterzugeben ist. Darauf haben sich die KSZE- Teilnehmerstaaten (heute OSZE= Organisation für Sicherheit und zusammenarbeit in Europa) auf ihrem Symposium über das Kulturelle Erbe 1991 in Krakau verpflichtet:

"Die Teilnehmerstaaten sind sich der Bedeutung der Erhaltung öffentlicher und privater Parks sowie historischer Gärten als Werke von Mensch und Natur bewußt. Diese sind wegen ihrer historischen, botanischen und sozialen Bedeutung, einschließlich ihrer gestalterischen und architektonischen Elemente, von Interesse."





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Fertigstellung des Parkpflegewerkes für den Alten Botanischen Garten Marburg

(Ausführliche Infos gibt es unter: Parkpflegewerk)

Der Arbeitskreis Dörfliche Kultur und der Freundeskreis Alter Botanischer Garten Marburg geben als wichtigen Teil ihrer jahrelangen Arbeit nun die Fertigstellung des nötigen Parkpflegewerkes für den Alten Botanischen Garten Marburg bekannt. Es handelt sich dabei um den Leitfaden zur Denkmal- und Naturschutz-verträglichen Pflege und Erhaltung dieses eingetragenen Gartendenkmals mit dem Schwerpunkt schöner alter Bäume aus aller Welt, das als Eigentum des Landes Hessen von der Philipps-Universität Marburg verwaltet wird. Der Arbeitskreis Dörfliche Kultur und der Freundeskreis Alter Botanischer Garten Marburg konnten den Gartendenkmalpfleger und Autor des im Langewiesche Verlag erschienenen Blauen Buches "Der Alte Botanische Garten in Marburg", Horst Becker, für diese grundlegende Arbeit gewinnen. Die umfangreichen Untersuchungen, bei denen auch Marburger Fachleute mit Rat und Tat behilflich waren, entwickelten sich unter steter Beratung der Denkmalpflege zu dem jetzt vorliegenden Band, dem informative Pläne und ein großer dokumentarischer Fototeil angeschlossen sind und für den Denkmalpfleger Udo Baumann ein anerkennendes Vorwort schrieb.

Beide Vereine, die das Parkpflegewerk auch finanzieren, übergaben die ersten Exemplare dem Land Hessen, dem Landesamt für Denkmalpflege in Wiesbaden und Marburg sowie der Philipps-Universität und weiteren wichtigen Stellen wie z. B. der Verwaltung der Schlösser und Gärten in Bad Homburg, wo das Parkpflegewerk Alter Botanischer Garten in Marburg die Reihe der hessischen Parkpflegewerke in der dortigen Bibliothek ergänzt.

Für alle Marburger Bürger liegt es neben einem großen Schaubuch in der persisch-griechischen Gaststätte "Rendezvous" in der Frankfurter Straße 2a zur Ansicht aus. Beide Vereine begrüßen es, dass nun Gespräche zwischen Denkmalpflege und der Philipps-Universität beginnen sollen, die die praktische Umsetzung des Parkpflegewerkes betreffen, für die sich auch die Marburger Bürger weiterhin engagieren können.

Im September 2001 wurde plötzlich bekannt, daß Geräte zur Fällung der für das Gartendenkmal ABG wichtigen geschlitztblättrigen Buche am Teich aufgefahren seien. Die am nächsten Morgen geschehen solle. Da auf diese Weise nicht nur die lange Liste der bereits gefällten und nicht nachgepflanzten Bäume fortgesetzt würde, sondern mit dem Wegfall dieses seltenen alten Baumes das Gartendenkmal empfindlich in Konzeption und Ästhetik getroffen wäre, haben viele Bürger die beiden Vereine beim Versuch der Rettung der gechlitztblättrigen Buche-Patenbaum der Elisabethschule- unterstützt. Hier ein Blick auf die Geschehnisse bis zum Januar 2002 aus der Sicht eines aktiv Beteiligten:

Am Nachmittag des 25. Septembers 2001 erhielt ich die Information, daß die schöne geschlitztblättrige Buche im Alten Botanischen Garten (ABG) wegen angeblichem Brandkrustenpilz-Befall und Bedrohung der Parkbesucher (nach einer mündlichen Gutachter-Stellungnahme) gefällt werden sollte. Weil mir an diesem herrlichen Baum besonders gelegen ist, hatte ich meine Mithilfe zur Rettung des Baumes angeboten. Ihr hattet mir zugesagt, mich gegen Ersatz meiner Auslagen für den Erhalt des Baumes zu engagieren. Wie Ihr euch entsinnt, war höchste Eile geboten, denn schon für den 27. morgens war die Fällung geplant. Von mir befragte Anwälte in Cölbe und Marburg sahen nur die Möglichkeit des Antrags der einstweiligen Anordnung gegen die Fällung, die ich dann noch am 26. nachmittags am Verwaltungsgericht Gießen mit Eurer Zustimmung zu Protokoll gegeben habe. Meine zu Protokoll gegebene Begründung: Weil der Baum der einzige seiner Art in Deutschland ist und diese mit seiner Fällung ausgestorben wäre, muß er erhalten bleiben; die Verkehrssicherung kann durch Absperrung erreicht werden.

Mit unserer von Frau und Herrn Huckriede initiierten Klein-Demonstration am Morgen des Fällungstermins unter der Buche gegen den angerückten Fälltrupp wurde zunächst eine vierwöchige Gnadenfrist für den Baum erreicht und damit eine Atempause für die Entwicklung einer geeigneten Strategie für das weitere Vorgehen zwecks Verhinderung der Abholzung geschaffen.

In der Folge wurde vom Arbeitskreis die erfolgreiche Unterschriftenaktion für den Erhalt des Baumes gestartet.

In der Angelegenheit meines noch am 26.09. vom Verwaltungsgericht wegen mangelnden "Anspruchs" abgelehnten Antrags der einstweiligen Anordnung wurde von mir zunächst RA Schmidt, Kirchhain, konsultiert, der die Prüfung der Angelegenheit freundlicherweise ohne Kostenberechnung durchführte. Herr RA Schmidt knüpfte schließlich den Kontakt zu Herrn Mai, NABU Landesverband Hessen in Wetzlar. Herrn Mai hat unter dem Aspekt der von mir postulierten Seltenheit des Baumes - entgegen den Angaben von den Herren Prof. Melzheimer und Dr. Ferdinand, die Buche stünde in jedem Park und gäbe es in jeder Baumschule - dann die einstweilige Sicherstellung des Baumes als Naturdenkmal bei der Stadt Marburg beantragt. Dieser Schritt war als Voraussetzung für die Handhabe der einstweiligen Verfügung geplant, die der NABU dann gegen die fortgesetzte Absicht der Fällung gehabt hätte. Recherchen der NABU-Anwältin hätten dann aber gezeigt, daß wegen der bereits erteilten Fällgenehmigung die einstweilige Verfügung gar keine Aussicht auf Erfolg beschieden gewesen wäre. Immerhin haben die Aktivitäten des NABU, zusammen mit den Unterschriftaktionen, der Baumwache und der günstigen Stellungnahme des Baumgutachters Dr. Bürger, offenbar Eindruck bei Stadt und Uni gemacht.

Festzuhalten ist hier, daß der andere große Umweltverband in Marburg, der BUND wenig oder kein Interesse an der Erhaltung der Buche gezeigt hat.

Die eigenen Recherchen zum Vorkommen des Baums an den angeblichen Standorten von "Laciniata" bzw. "Asplenifolia" in Rauischholzhausen, Bad Homburg, Kronberg Frankfurt und einer Baumschule in Ladenburg, die zusammen mit Prof. Huckriede vorgenommen wurden, bestätigten die von mir postulierte Einmaligkeit des zweihundertjährigen* Baumes. Sie zeigten überdies, daß in den dazu aufgesuchten öffentlichen Parkanlagen die Existenz von pilzbefallenen hohlen und morschen Baumveteranen auch dann ertragen wird, wenn sie aus mehreren Stämmen bestehen wie unsere Marburger Buche.

Mein in der kurzen Zeitspanne nur oberflächliches Studium der einschlägigen Literatur förderte zu Tage, daß das Konzept des Baumveteranen und der Baumruine integraler Bestandteil des Englischen Landschaftsgartens, und auch der Botanischen Gärten in dieser Zeit der Romantik war (Kewgarden war der erste wissenschaftliche Botanische Garten Europas, der besonders zu Beginn des 19. Jahrhunderts Vorbildfunktion hatte). Viele Aspekte lassen außer Zweifel, daß auch bei der Anlage des ABG als Wissenschaftsgarten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts romantische Stilelemente des Englischen Landschaftsgartens prägend waren. Fiel doch seine Anlage inmitten der Stilepoche der Romantik. Von der Romantik bis in den Jugendstil hinein stehen Baumveteranen und Baumruinen im Blickpunkt und waren nachweislich ein wesentlicher Gegenstand von Malerei und auch Gartenkunst. Die wissenschaftliche Diskussion dieser Aspekte mit den bekannten Autoren der publizierten Arbeiten über den ABG muß geführt werden. Ihre Ergebnisse können für unser Bemühen, den Holzhackern im ABG im Sinne einer wirklichen Gartendenkmalpflege endlich das Handwerk zu legen, um schließlich einer dem romantischen Gartenstil und der fachkundigen Baumerhaltung entsprechende Baumbeschneidung nachhaltig zum Durchbruch zu verhelfen, nur förderlich sein. Wie viele Beispiele zeigen, gibt es eine Reihe von Baumveteranen an öffentlichen Plätzen, die verkehrssicher und trotzdem nicht auf ihre Stümpfe reduziert sind.


*Prof. Melzheimer äußerte anläßlich des Pressetermins unter der Buche Anfang Dez., der Baum sei ausweislich seines Stammumfangs nicht 200 sondern höchstens 150 Jahre alt. Er könne daher gar kein direkter Nachkomme der um die Jahrhundertwende 18./19. Jahrhundert erstentdeckten Laciniata sein.

Anmerkung: Die Auskunft von Herrn Melzheimer ist unbegründet. Ausweislich der Spezialliteratur wächst Laciniata und Asplenifolia wesentlich langsamer als normale Rotbuchen. Deshalb ist nach wie vor von ca. 200-jährigem Alter auszugehen, solange keine Aufzeichnungen oder Bohrkerne aus dem Baum vorliegen. Von den im Januar anfallenden Astschnittholz sollten Muster gesichert werden. Der Vergleich ihres Jahresringzuwachses mit entsprechendem Rotbuchenastholz kann uns geeignete Anhaltspunkte geben.



Die auf über 1500 Unterschriften für den Erhalt des Baumes angewachsene Liste hat mit für den notwendigen Druck auf Stadt und Universität gesorgt, letztlich einem Kompromiß zuzustimmen. Und dies trotz dem sehr negativen Gutachten über den Zustand des Baums gegen Ende Oktober: Wegen der unzureichenden Grundlage der erteilten Fällungsgenehmigung war die korrekte gutachterlichen Untersuchung der Buche im Auftrag der Stadt nachgeholt worden. Das Gutachten (Brandkrustenpilznachweis mit der Folge abgeschwächter Baumstatik) erreichte uns erst kurz vor dem "Runden Tisch". Gemeinsam mit Herrn R. habe ich daraufhin Rinden- und Pilzproben von der Buche entnommen. Die Untersuchung dieser Proben bei Herrn Dr. Weber nach Kostenvoranschlag (ca. 500,- DM) und Rücksprache mit Irmgard bestätigte die Diagnose Brandkrustenpilz.

Kurz nach Bekanntwerden des Gutachtens bei seinen Auftraggebern erging die Einladung zum "runden Tisch" am 28.11.01. Trotz dem einen oder anderen Kritikpunkt am NABU haben wir es Herrn Eckstein zu verdanken, daß Dr. Bürger mit am Tisch saß, der den weit überzogenen Radikalschnitt** des Baumes nach Sinn abwenden konnte. Am runden Tisch habe ich zwar meine Argumente für den Erhalt des Baumes (in Wort, Bild und schriftlich vorab verteilt als Tischvorlage) durchaus vorbringen können:

- Seltenheit der Buche
- Erhalt der Buche auch in der Form eines absterbenden Altbaumes zur Arterhaltung und aus Gründen des Gartendenkmalschutzes
- Forderung nach fachlicher Baumpflege
- Vorschläge zur Herstellung der Verkehrssicherheit durch Umzäunung, Abstützen, oder Seilsicherung
- Möglichkeiten zur Vermehrung aus Samen und durch Veredeln
- Fragen nach Unfallhäufigkeitsstatistiken unter ungesicherten Bäumen im Park
- Beispiele von Baumveteranen in Parks und anderen öffentlichen Plätzen

Mir ist es hingegen nicht gelungen soviel Resonanz anzuregen, wie notwendig gewesen wäre, um unsere Maximalforderung durchzubringen. Unter Bezug auf Äußerungen von Melzheimer und Kahle zum geplanten neuen Parkkonzept für den ABG mahnte Dr. Baumann, daß es schon lange nicht mehr im Belieben der Uni oder Stadt stehe, welche Bäume wann und wo nachgepflanzt werden. Seit der ABG Gartendenkmal geworden sei, müsse dem gewollten Konzept und Pflanzbild gefolgt werden: Stadt Marburg und Philipps-Universität seien in diesem Sinne schon lange nicht mehr Herr des Geschehens (sondern der Denkmalschutz).

Leider kam mir der Einfall zur möglichen Sicherung der unbeschnittenen Baumkrone an einer teichseitigen Masse als Anker, die den möglichen Sturz des Baumes nur in den Teich zuläßt, erst auf meinem Weg zum runden Tisch. Diese Ankermasse läßt sich in beliebiger dem Garten angepaßter Gestalt, z.B. als kleine Findlingsinsel gestalten. Leider konnte diese Idee nicht mehr hinreichend gegen Gegenargumente, wie z.B. die angeführte höchste Gefährdung der Schlittschuhläufer, abgesichert werden. Im Winter ist der Winddruck auf die Krone wegen der fehlenden Blätter auf die Krone nämlich nur halb so groß, wie mir allerdings erst nach dem runden Tisch Herr Bürger versicherte, der vorher während der Diskussion allerlei fadenscheinige Gegenargumente gegen meine Idee zusammenklaubt hatte.


** Ich habe Herrn Dr. Kurtscheid, Baumsachverständiger aus Krefeld, das Gutachten Sinn zur Bewertung zugeschickt. Kurtscheid hält den Rückschnitt auf 16 - 17 m unter Gurtsicherung für völlig i. O., die vorgeschlagenen Rückschnittmaßnahmen von Sinn aber für völlig überzogen.
Vereinbarungsgemäß habe ich am runden Tisch und während des Pressetermins unterstrichen, daß der Arbeitskreis bereit ist, sich an den Kosten der Sicherungsmaßnahmen, die Herr Bürger durchführt, beteiligen wird. Herr Bürger hat mir nach dem runden Tisch und anläßlich des darauffolgenden Pressetermins versichert, daß er nur so viel wie eben nötig vom Baum abzunehmen wird.



Obzwar Bürger die Einkürzung von jetzt 23 m gegenüber dem Sinn-Konzept (10 - 11 m) auf "nur" 16 - 17 m vornehmen will, wird diese Maßnahme von dem von mir kürzlich befragten Baumsachverständigen Dr. Kurtscheid, Krefeld, trotzdem als kritisch gewertet, weil die Buche ein besonders empfindlicher Baum ist. Der Brandkrustenpilz wird bei vitalen Buchen durch Aufbau einer schwarzen Sperrschicht zwischen pilzbefallenem und lebendem Holz an der Ausbreitung gehindert. Von Frau A. Müller, Oberursel (Kontakt über Frau Bähr, Frankfurt), die im Palmengarten von Frankfurt/M. und andernorts Erfahrungen mit der Revitalisierung von Buchen gemacht hat, wird in den Wintermonaten die monatliche Gabe von 1,5 g/m² Kalimagnesia chloridarm empfohlen. Im November habe ich die erste Kalimagnesia-Behandlung bereits durchgeführt.

Dr. Kurtscheid empfiehlt die Behandlung mit Buchen-Mykorhiza-Montmorillonit- Ton-Granulat, das in oberflächlich in mit dem Pflanzstock gebohrte Bodenöffnungen gestreut wird. Diese mit der Uni abzustimmende Maßnahme könnte zusätzlich zu der Kalimagnesia-Behandlung nach Müller erfolgen. Wegen des für Januar geplanten Rückschnitts empfehle ich, auch die Kurtscheid-Maßnahme baldmöglichst bei aufgetautem Boden durchzuführen. Möglicher weise könnte die Pflanzstockaktion, von den Baumpaten durchgeführt werden.

Die Auslagen für meine Aktionen, die nunmehr zu einem vorläufigen Abschluß gekommen sind, und die ich unter Nutzung der Infrastruktur meines Ingenieurbüros durchgeführt habe, habe ich Euch in der Anlage aufgeschlüsselt. Vereinbarungsgemäß übersende ich Euch in der Anlage meine Rechnung. Sie bezieht sich ausschließlich auf jene Unkosten, die ich durch die im Einzelnen mit Euch nach Umfang und Kosten abgestimmten Aktionen zwischen 24.09. und 07.12.2001 gehabt habe. Gemäß unserer Vereinbarung habe ich darin meinen Arbeitszeitaufwand natürlich nicht berechnet und ausschließlich Benzinkosten für die notwendigen Reisen veranschlagt. Für den Fall allerdings, daß ich von der Stadt Marburg wegen der gestellten Anträge noch eine Kostennote bekommen sollte, müßtet Ihr von mir noch mit einer entsprechenden Nachforderung rechnen.

Gerne bin ich bereit, wie mit Irmgard besprochen, "dereinst" wenn ich wieder mal Zeit haben sollte, oder auch früher, wenn ich reichlich Mithilfe bekäme, aus dem diversen Herbar- und Farbkopiematerial "geschlitzt- und gezähnt-blättrige Buchen" Blätter, Zweige, Eckern und vielleicht das Drumherum zu einer abgeschlossenen Arbeit zusammenzustellen. Dazu sollten aber auch die in Wilhelmshöhe und in Südhessischen Parks vorhandenen schlitzblättrigen Buchen und auch insbesondere die in Baumschulen vorhandenen Exemplare hinzugenommen werden. Dünne polierte Astholzscheibchen von der geschlitztblättrigen Buche im Vergleich zu normalen Buchen wären dazu auch nötig, ebenso wie ihre Keimblattformen.

Ähnliches gilt prinzipiell auch für die von mir gesammelte Literatur zur Wertschätzung von Totholz und Baumveteranen in der Gartenkunst, in der Malerei und als verehrenswerte Naturdenkmale. In Japan und China hat die Wertschätzung von Baumveteranen Tradition seit 2000 Jahren. Hierzulande haben nach kurzem Aufleben in der Romantik bis in den Jugendstil hinein offenbar nur noch Aquarianer, Bonsaifreunde und einige Ziergartenwurzelfreunde eine Affinität zum Totholz behalten.

Kurze Zeit nach diesem ersten Rundgespräch erläuterte die Leitung des Neuen Botanischen Gartens in der Marburger Neuen Zeitung vom 5.12.2001, wie sie sich ein neues Konzept für das Gartendenkmal, das eigentlich nur gepflegt werden sollte, vorstelle: zwei breite zentral Wege zur Oberstadt und eine Brücke über den Lahnarm vom Hörsaalgebäude in den ABG-der allerdings von dort aus nicht im ABG, sondern auf dem Gelände der angrenzenden Brauerei landet. Alles nicht mit der örtlichen Denkmalpflege abgesprochen. Der ADK wird, sobald eine Windstärkenauflistung für Marburg erarbeitet ist, Interessierte zu einem Gespräch einladen.


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