Unser Verein arbeitet besonders eng zusammen mit dem Freundeskreis Alter Botanischer Garten Marburg e. V. (Am Lorch 21, 35041 Marburg) |
ABG-Gartenplan von Horst Becker |
Alter Botanischer Garten Marburg Foto: Konstanze Huckriede |
Baumfreunde in Marburg (30.10. 2004)
Zur Fällung der Geschlitztblättrigen Buche im Alten Botanischen Garten und zum
Schicksal der Vilmar-Linde bei der Alten Universität
Viele Baumfreunde arbeiten seit 1993 in den beiden Vereinen Arbeitskreis Dörfliche
Kultur und Freundeskreis Alter Botanischer Garten intensiv zusammen, wie man
auch in den beiden homepages www.adk-verein.de und www.parkpflegewerk.de nachlesen
kann.
Sie tun das mit viel Aufwand und Geldaufbringung besonders für die Bäume im
Gartendenkmal Alter Botanischer Garten, aber auch für andere Bäume wie z.B.
die Vilmar-Linde vor der Alten Universität, immer bemüht um faire Gespräche
mit den jeweiligen Eigentümern. Jedoch fand ihre "Öffentlichkeitsarbeit" kaum
Gehör bei Presse, Rundfunk und Fernsehen, warum wohl? 2002 konnten die Baumfreunde
die Fällung der denkmalbestimmenden seltenen Geschlitztblättrigen Buche im Alten
Botanischen Garten verhindern, mußten jedoch den Kompromiß ihrer Kappung um
sieben Meter hinnehmen und auch die geforderten jährlichen Standfestigkeitsprüfungen
durch den Baumsachverständigen Dr. Bürger bezahlen. Er arbeitet leider mit der
unter Fachleuten umstrittenen "Zugmethode". Bei dem letzten "Zug" hat's den
Baum zerrissen, seine Fällung war unumgänglich. Aber natürlich, wer vermag sich
unter einen Fachleute-Methoden-Streit zu mischen? Es gibt kaum wissenschaftlich
ausgereifte Methoden für die Zustandsprüfung, Frau Dr. Helge Breloer, Gegnerin
der so oft geübten Kürzungen oder Kappungen, stellt in ihren Fachbüchern die
Nachteile aller "Gerätemedizin" für Bäume dar und befaßt sich mit den rechtlichen
Problemen, die für Fällungswünsche gern herangezogen werden, um andere Ziele
zu erreichen. So auch im Gartendenkmal Alter Botanischer Garten, der ja Campus-Gelände
der Universität werden soll und dann von zwei breiten Wegen durchschnitten sein
würde - die Hälfte der Planungsgelder dafür hat das Land schon zur Verfügung
gestellt. Da stehen alte Bäume echt im Weg, um deren Leben man fürchten muß.
Schön, es seien Nachkömmlinge der einmaligen Geschlitztblättrigen gezogen worden,
die man nun in Marburg pflanzen könnte! Nur vergaß man zu sagen, daß das erst
in 10-15 Jahren der Fall sein kann, denn die Universität hat erst unter Druck
der "Baumfreunde" nach der verhinderten Fällung 2002 begonnen, baumeigene Nachkömmlinge
zu ziehen - sie brauchen noch Zeit bis zur Umpflanzung. Sicher könnten sie dann
in Marburg auch irgendwo gepflanzt werden. Die Pflege eines Gartendenkmals,
dessen notwendiges Parkpflegewerk von den beiden Vereinen erstellt, bezahlt
und an alle Uni- und Fachbibliotheken in Deutschland gegeben wurde, verlangt
aber natürlich die Pflanzung eines eigenen Nachkömmlings an historischer Stelle.
Und das ist auch trotz aller Bedenken möglich, wie man von anderen Gartendenkmälern
lernen kann. Im Grunde sollte man alte Bäume leben lassen bis zu ihrem eigenen
Lebensende. Die Rechtsprechung muß sich dahingehend weiterentwickeln. Spaziergänger
und auch Eilige können das respektierend lernen. Denn: wie die Berichte über
unsere leidenden Wälder zeigen, haben es junge Baumpflanzungen schwer, viele
gehen ein, auch in Marburg. Bäume werden zukünftig nicht mehr alt, weil wir
für Luft- und Wasserverschmutzung sorgen.
Die beiden Vereine fordern schon seit vielen Jahren, an der Universität ein
Fach für Gartendenkmalpflege und Alterswissenschaft für Bäume einzurichten.
Die Universität verfügt nicht einmal über gründlich ausgebildete Baumpfleger.
Auch auf der Entscheidungsebene gibt es keine Fachleute. Wie steht es damit
bei den Genehmigungsbehörden?
Theologen ziehen es vor, "bis in den Hörsaal" fahren zu können. Ihre Baumpflege
für die wichtige Vilmar-Linde, Philippslinde genannt, besteht in Umfassung des
Baumes mit Beton. Den kleinen Betonparkplatz für Wenige dort aufzugeben im Interesse
eines Baumes, dessen Leben dadurch bedroht wird, bedeute Behinderung der Lehre
- wie einige Angehörige im Fachbereich Theologie meinen. Stellen sie tatsächlich
dort die Mehrheit?
Es bleibt zu hoffen, daß die menschliche Verantwortung für die Schöpfung immer
noch lebt, auch in Marburg, auch in der Universität. Möge der Präsident der
Philippsuniversität eine glückliche Hand haben beim weiteren Umgang mit den
angesprochenen Problemen.
"Baumfreunde" aus Marburg und anderswoher können sich treffen am "Bäume-Stammtisch"
beider Vereine jeden ersten Mittwoch im Monat ab 18:30 Uhr im Kalimera bei der
Mensa.
Nächstes Treffen: Mi.3.11.2004
Für den ADK gez.: E. Schlechter
Für den FABG gez.: B. Kaufmann